Auf nach Santarem
Santarem Ohne Wecker werden wir wach… kein Wunder die Pilger sind alles andere als leise. Also geht’s um halb sechs raus aus den Federn. Die Nacht war eher mittelmäßig. 12 Pilger und kein offenes Fenster sagt wohl alles. Noch dazu habe ich oben geschlafen und wollte nur einmal rauf und runter krackseln. Seis drum, so sind wir früh auf dem Weg. Und tatsächlich sind wir eine knappe Stunde später on Tour.
Heute soll es auch wieder richtig heiß werden und lange Strecken ohne Einkehr. Wir werden sehen. Wir verlassen Azambuja über den Bahnhof. Dort sagt uns das Fatima Schild noch 90 km an. Der Weg wird kurz darauf für mich sehr unwegsam, eine einzige Schotterpiste entlang an vielen Feldern. DAs zieht sich zum einem ganz schön und Steine im Schuh sind vorprogrammiert. Schritt für Schritt nähern wir uns dem Rio Tejo wieder. Nach gut 9 km kommen wir nach Reguengo und kehren in die Bar ein. Wir frühstücken sehr gut mit Butterbrötchen (warm und lecker) und ziehen dann entspannt weiter. Die Sonne hat volle Fahrt aufgenommen und wir mitten unter ihr.
Immer entlang der ehemaligen Verteidigungslinie (ein fester Wall) führt uns der Weg durch Valada weiter nach Porto de Muge. Die Landschaft hier ist einfach herrlich und diese gekachelten Häuserfronten ein wahrer Hingucker. Hier rasten wir noch mal, denn das nun folgende Wegstück hat es in sich. 16 km ohne jegliche Wasserversorgung oder Rastmöglichkeit. Immerhin gibt es einige Schattenstellen, die uns aufatmen lassen. Pilger sehen wir keine und so pilgern wir alleine frohen Mutes weiter. Wir werden lediglich von zwei Radpilgern überholt und es kommen uns gefühlte 100 Autos entgegen. Hin und wieder erhaschen wir einen kurzen Blick auf die in der Ferne liegende Stadt Santarem. Sie kommt nur ganz langsam näher, oder besser wir ihr!
Irgendwann kommt uns ein Quad entgegen, hält vor uns an. Es ist Miguel. Er hat Wasser dabei, welches er kostenfrei ausschenkt, nebst einem Flyer für das N1 Hostel in Santarem. Er ist sowas von lieb, denn auf dem Rückweg fragt er erneut ob wir Wasser brauchen. Wir haben genug dabei, obwohl bei 35 Grad man nie genug trinken kann. Die Strecke an sich ist einfach nur flach, abgesehen von einigen Schlaglöchern im Weg. Aber auch diese "Roadrunner-Pisten" muss man erst mal laufen, ohne den Kopf zu verlieren. Die letzten knapp 2 km fordern uns dann aber doch etwas. Steil geht es bergauf, teils Straße und teils Schotterweg. Puh, als der Anstieg geschafft ist steuern wir in die Bar… Wasser und Cola – eiskalt bitte! Was für ein Genuss und eine Wohltat.
Wie immer haben wir nichts vor reserviert und steuern dann auf das N1 Hostel hin. Für teure 17,50 € pro Person checken wir ein. Ein Vorteil…aktuell haben wir das Zimmer für uns alleine und das wird sich auch nicht ändern, dann wars doch sehr gut! Nach dem Duschen geht’s zum Sightseeing. Leider hat die Kirche schon geschlossen, also gehen wir eben gleich zur Bar. Dort treffen wir auf Pilgerfreunde aus Holland, Italien und Frankreich. Eine sehr schöne und lustige Runde. Und das Bier läuft und die Gespräche auch.
Halb acht sind wir zurück im Hostel, denn wir haben mit Pilgermenü (10€) gebucht. Zusammen mit den Irländern (die Radpilger vom Camino), einer Amerikanerin und einer Südkoreanerin dinieren wir. Wir haben viel zu quatschen und es ist wirklich eine schöne Tischrunde. Das Essen ist im Übrigen auch sehr lecker und der Wein sorgt für die nötige Bettschwere. Gute Nacht zusammen, morgen wird ein langer harter Tag, aber weniger warm (auch sehr gut!).